Wenn falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe erhoben werden

Warum nur erhebt eine Mutter falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe? Wieso vermittelt sie dem Kind einen falschen Eindruck vom Vater? Weshalb zerrt sie es zu Therapeuten und reißt das Kind unter Missachtung des gemeinsamen Sorgerechts aus seinem gewohnten Umfeld und zieht weit weg? Diese und noch weitere Fragen werden in einem eindrucksvollen WDR-Hörspiel nach einer wahren Geschichte gestellt. Eine Geschichte, die sich in zahllosen, hochstrittigen Verfahren mit nur leichten Varianzen, immer wiederholt. Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach.

„Weil es funktioniert“.

Und man muss ergänzen, solche falschen Vorwürfe in der Regel keine negativen Konsequenzen für denjenigen, der falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe erhebt, hat. Es sind klassische Verhaltensweisen hochstrittiger Verfahrensführung, mit dem Ziel, dem anderen Elternteil zu schaden und ihm das Kind zu entfremden.

Wie es einem so zu Unrecht beschuldigten Elternteil geht, was er dabei empfindet, die Hilflosigkeit, die Ungerechtigtkeit, die Existenzängste, die Sorge um sein Kind. All dies wird in dem Beitrag sehr eingängig, ja fühlbar, wiedergegeben. Er ist insofern auch als Lehrstück für Jugendämter, Familiengerichte, Erziehungsberatungsstellen, Verfahrensbeistände und alle weiteren Fachkräfte geeignet, um nachzuvollziehen, wie sich Menschen in solchen Fällen fühlen. Menschen, denen Unrecht, denen Missbrauch angetan wurde durch falsche Missbrauchsvorwürfe.

Tati, Viktor und ich – Ein Vater kämpft um seinen Sohn, WDR

Indirekte Mitwirkung von Jugendämtern und Familiengerichten

Fataler Weise wirken Jugendamt und Familiengericht oftmals aktiv an diesem Missbrauch mit. Sei es, weil sie den unberechtigten Vorwürfen unhinterfragt glauben und Widersprüche nicht aufdecken, wie auch im Beitrag.

Oder aber, weil durch lange Verfahrensdauer Fakten zu Lasten des Kindes und des zu Unrecht beschuldigten Elternteils geschaffen werden.

Von falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfen bleibt immer was hängen

Ich habe schon viele solcher Fälle erlebt und teilweise auch begleitet. Nahezu immer haben die Fachkräfte nichts unternommen. Wurden die falschen Vorwürfe dann später erkannt (und sei es durch die Staatsanwaltschaft), hieß es meist, jetzt müsse man “ nach vorne schauen“. Oder „aber was, wenn doch etwas dran ist an den Vorwürfen?“. Selbst nach einen eindeutigen, strafrechtlichen, Freispruch blieb bei den familialen Professionen von den unberechtigten Gewalt- und Missbrauchsvorwürfen noch etwas hängen. Man kann den Eindruck gewinnen, dass es bei Jugendamt und Familiengericht keinen Freispruch gibt. Gleichzeitig gibt es aber auch nahezu nie Konsequenzen für falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe.

Falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe können Existenzvernichtend sein

Erlerntes Verhalten

In keinem einzigen Fall hatten solch existenzvernichtenden Vorwürfe und die Schädigung oder Vernichtung der Eltern-Kind-Beziehung für die Person, die die falschen Vorwürfe erhob, negative Konsequenzen. So verwundert es auch nicht, dass in Internetforen Tipps gegeben werden, falsche Vorwürfe zu erheben, von Personen, da damit erfolgreich waren. Jeder erfolgreiche, falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwurf weckt die Motivation für mindestens zehn weitere. Filme wie „Weil Du mir gehörst“ zeigen die „Erfolgsstory“, gleichzeitig aber auch das Leiden der beteiligten Kinder. Und solange solche falschen Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe Erfolg haben, werden sie weiter zunehmen. Jugendämter, Familiengerichte und Strafverfolgungsbehörden würden gut daran tun, dem Einhalt zu gebieten. Denn dann wären die Ratschläge andere. Gesetzestreuere und kindeswohlorientierte, wovon alle Beteiligten profitieren würden.

Wer zu Unrecht beschuldigt wird, muss es halt hinnehmen

Der zu Unrecht beschuldigte musste meist damit leben, dass sein Kind entfremdet wurde. Es gehe ja ums „Kindeswohl“, und nicht um die Bestrafung des Elternteils. Dass aber durch genau diesen Elternteil psychischer Missbrauch des Kindes betrieben wurde und strafbare Falschbeschuldigungen erhoben hat, interessierte meist niemanden.

Kein Betreuungsmodell hilft gegen defizitäres Elternverhalten

Im besten Fall wurde noch die Doppelresidenz / ein Wechselmodell empfohlen. Nur auch diese ist kein Allheilmittel gegen eine auf das Kind wirkende Beeinflussung und negative Sichtweise gegen den zu Unrecht beschuldigten Elternteil. Meist scheitern vereinbarte Betreuungsmodelle dann innerhalb überschaubarer Zeit.

Dies liegt dann allerdings nicht am Betreuungsmodell, sondern an der negativen Einstellung des Elternteils und deren Einfluss auf das Kind

Wie Kinder in Fällen von Gewalt- und Missbrauchsvorwürfen geschützt werden können

Wenn ein Kind gegen den anderen Elternteil, auch durch falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe, beeinflusst wird, gibt es für das Kind nur eine Schutzoption. Das Kind muss diesem Einfluss entzogen werden, selbst, wenn dadurch die „Betreuungskontinuität“ durchbrochen wird 

Ein kontinuierlicher, psychischer Missbrauch von Kindern kann keine Option sein. Man würde auch kein Kind aus Kontinuitätsgründen bei einem Elternteil lassen, bei dem es immer wieder geschlagen oder sexuell missbraucht werden würde.

Der im WDR-Beitrag geschilderte Fall ist kein Einzelfall. Aber er ist eine dringende Mahnung, genau hinzuschauen, wenn Vorwürfe von Gewalt und Missbrauch im Zuge von Elterntrennungen erhoben werden. In jedem Fall besteht hier eine Gefährdung des Kindeswohls. Die entscheidende Frage ist, durch welchen Elternteil.

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6 Kommentare

  1. Die echte, tiefe Liebe zum gemeinsamen Kind ist mit dem destruktiven Kampf gegen den anderen Elternteil nicht vereinbar!

  2. Ich bin Mutter und mir ist genau das passiert – falsche Vorwürfe anhand einer falschen Diagnose, die ein Gutachter erstellt hat.
    Ich konnte mich rehabilitieren anhand vieler Stellungnahmen, weiterer Gutachten. Aber es war zu spät – der Vater konnte die Kinder entfremden und alle schauten dabei zu.
    Weil ein Gutachter nicht in Frage gestellt werden darf vom System, hatte ich es vermutlich noch schwerer. So hörte ich auch den Satz: schauen Sie nach vorne.
    Das Verhalten des Gutachters wurde von allen Beteiligten unter den Teppich gekehrt.

    Gespräche und die Bitte um Aufarbeitung des Falls durch das Jugendamt wurden abgeschmettert. Man ist sich keiner Mitschuld bewusst.

    Das System will nicht verstehen, dass falsche Vorwürfe Teil der Entfremdung sein können. Gutachter, Psychologen, Verfahrensbeistände und Anwälte machen sich bei diesen Verleumdungen zum Mittäter.

    Würde es mit rechten Dingen zugehen, müsste ich den einen oder anderen auf einer Anklagebank wegen Beihilfe zu Kindesentzug sehen. Aber auch hier werden sie sich in einem Strafprozess eher gegenseitig decken als dass sie um Aufklärung bemüht wären.

    Das System ist sehr anfällig für Machtmissbrauch.
    Es ist kein Wunder, dass wie in meinem Fall Machtmissbrauch vorlag – es gibt niemand, der Interesse hatte, es zu verhindern.

    Leider auch nicht das Jugendamt, die die wirklichen Interessen der Kinder im Auge haben sollten.
    Hier geht man den bequemen Weg, indem man mir sagt, ich könne ja wieder einen Antrag auf Umgang stellen.
    Dass die Kinder dank Gutachter und Nichtstun hochgradig entfremdet sind und ich so vor Gericht keine Chance hätte, zeigt nur den Zynismus der Situation.

    • Der Verfahrensbeistand

      Vielleicht wäre es in Ihrem Fall gut wenn Sie sich mal überlegen, wo bei Ihnen die reflektierte Umgangsweise liegt. Kein Jugendamt und kein Gutachter /SPFH würde ohne aussagekräftige und ausreichende Gründe/ Beweise einer Kindesmutter die Kinder entnehmen, da ich aus Erfahrung sprechen kann, dass die Mütter immer noch die höhere gesellschaftsbedingte Glaubwürdigkeit besitzen. In Ihrer Situation stellt sich hier die Frage, dass Sie ja scheinbar keinerlei Fehler als perfekter Mensch haben, an denen Sie arbeiten müssen. Denn Menschen denen Fehler durch Überforderung unterlaufen und Ihre Kinder lieben, werden alles dafür tun, dass sie Loyalitätskonfliktfrei zwischen beiden Elternteilen halbwegs gerecht leben. Da aber der Egoismus und die Verletztheit der Eltern den Sorgeberechtigten oftmals wichtiger ist als das Wohl des Kindes werden Trennungen für Kinder leider weiterhin ein großer Leidensweg bleiben.

  3. Ein engagierter Vater

    Ich habe das alles selber erlebt, ein vollständiger rufmord und PAS. Ein gerichtliches Gutachten änderte nichts. Der Artikel spricht mir wortwörtlich aus der Seele. Meine Kinder sind die eigentlich Leidtragenden.

  4. Duschan Rudin Vater von zwei Kindern

    Ich wünschte mir, dass davon ausgegangen wird das in Elternkonflikten falsche Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe erhoben werden. Ich wünschte mir das staatlich angeordnet sofort Mediationen einschreiten und die Eltern gemeinsam die Betreuung der Kinder wahrnehmen müssen.

    • Ein engagierter Vater

      Das ist doch eigentlich im Entwurf der Fall, würde ich sagen. Das Gericht prüft. Aber gegen bequeme oder feige Menschen – besonders in der Gruppe oder gar Mehrheit – ist kaum ein Kraut gewachsen. Und man darf in der ganzen Diskussion niemals vergessen, dass Übergriffe an Kindern leider und erschreckender Weise zum Alltag gehören. Keiner will das thematisieren- weil auf allen Ebenen unbequem, unwillkommen und undankbar ist. Wer wird sich selber freiwillig, aus dem Stand heraus, egal in welchem Lebensabschnitt- mit einem bösen Verdacht möglicherweise kurz um sein Erbe bringen?
      Fachleute sagen , dass von 10 Kindern 7 einen Übergriff erleben werden ( egal welcher Schwere), und von denen ca. 70% weiblich sind. Es ist eines der schlimmsten und zerstörerischsten Themen überhaupt.
      Das große Übel ist die Rückgratlosigkeit im Umgang mit dem Thema. Das ist ja auch Gegenstand des Artikels, dass man es sich – mehr oder weniger bewusst – mit den vermeintlichen Lösungen zu einfach macht – und natürlich auch beim Missbrauch mit dem Missbrauch. Kinder sind die am meisten ausgelieferten unserer Gesellschaft, und müssen gegenüber Tätern unbedingt angemessen beschützt werden. Eben auch vor den Tätern der Entfremdung.

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