Wer, was, wie kommuniziert und wie es auf der anderen Seite ankommt, ist ein häufiges Thema in hochstrittigen Fällen. Neben der Selbstkontrolle kann auch KI bei der Kommunikation hochstrittiger Eltern unterstützen.
Die Ausgangssituation
In Beratungen hochstrittiger Eltern (meist eines Elternteils) sprechen wir auch über die Art und Weise der Kommunikation vom und mit dem anderen Elternteil. Die Kommunikation des anderen Elternteils kann man zur Kenntnis nehmen und werten, aber nicht verändern. Der „eigene Anteil“ zur positiven Veränderung liegt damit bei mir selbst.
Im Gespräch gehen wir dann bisherige Nachrichten durch oder diskutieren über Entwürfe, welche zu aktuellen Themen an den anderen Elternteil gesandt werden sollen. Dabei zeigen sich anfangs sehr häufig folgende Punkte:
- Viel zu lang
- Zu viele Themen
- Emotional
- Offene oder unterschwellige Botschaften auf der Paarebene
- Wühlen in der Vergangenheit
In der gemeinsamen Arbeit gehen wir diese Punkte durch. Ich zeige die verschiedenen Aspekte auf, stelle Fragen und entwickle daraus mit den Elternteilen nicht nur neue Formulierungen. Der wichtigste Part ist dabei die Veränderung der Sichtweise.

Veränderung der eigenen Sichtweise
Was folgt ist meist eine Phase des Lernprozesses. Es wird nicht mehr sofort und aus der Emotion heraus geantwortet (siehe „Die 24h-Regel). Man überdenkt seine Formulierungen insoweit, dass man nicht nur die eigenen Bedürfnisse und Botschaften hineinpackt. Auch die Wirkung auf den anderen Elternteil soll in die Überlegungen einbezogen werden. Positiv amüsant wird es für mich, wenn die Klienten meine möglichen Anmerkungen schon beim Schreiben in ihre Formulierungen mit einbeziehen. Es geht vom Lernen ins Verinnerlichen.
Die 24-Stunden-Regel
Wir neigen häufig dazu, in Fällen, in denen wir erregt sind, sofort und unmittelbar zu reagieren, in die Abwehr-, Verteidigungs- oder Gegenangriffshaltung zu gehen. Am nächsten Tag bedauern wir dies vielleicht und stellen uns die Frage, ob eine andere Reaktion nicht vielleicht besser gewesen wäre. Nicht nur, aber insbesondere, in hochstrittigen Trennungskonflikten sollte daher mit jeder Reaktion mindestens 24 Stunden gewartet werden. Erst einmal drüber schlafen.
Es kann auch Sinn machen, die erste gefühlte Reaktion direkt aufzuschreiben – aber keinesfalls abzusenden. Dann, am nächsten Tag, mit etwas Abstand, noch einmal drüberlesen und überlegen, ob die Antwort so tatsächlich angemessen ist. Vielleicht kann man auch noch mal jemanden aus seinem Umfeld um dessen Meinung fragen. Das Ziel sollte immer sein, Eskalationen zu vermeiden. Die 24-Stunden-Regel kann natürlich auch ausgedehnt, sollte aber nicht ohne Not verkürzt werden.
Eine solche Begleitung kann aber nicht immer und nicht dauerhaft erfolgen. Ein Elternteil hat sich hier Hilfe in besonderer, für jeden zugänglicher, Form geholt und die Erfahrung gebe ich gerne weiter.
Die KI-Unterstützung
Der Elternteil verfasste eine Nachricht an den anderen. So gut, wie er es in dem Moment vermochte. Anschließend schickte er den Text durch die KI und bat darum, diesen sinnvoll zu kürzen. Im nächsten Schritt sollten mögliche Provokationen oder Eskalationen entfernt und de Text positiv und freundlich formuliert werden. Und wenn der Text dann auf einer Skala von 1 (unfreundlich) bis 10 (übertrieben freundlich) bei einer 5 war, sollte er bitte auf eine 7 umformuliert werden.
Die Ergebnisse waren beeindruckend, die Texte deutlich verbessert. Mit dem Wissen um die mögliche Wirkung von Nachrichten, welches wir in unseren Gesprächen erarbeitet hatten, hat sich dieser Elternteil einen KI-Sparringspartner geschaffen, um mit KI die Kommunikation hochstrittiger Eltern zu entschärfen.
Wie bei jedem Einsatz von KI sollten die Ergebnisse geprüft werden. Ich bin und bleibe verantwortlich für das, was ich an den anderen Elternteil sende. Die KI sollte, genau wie mein Coaching, nicht Dauerlösung, sondern Lernhilfe und Trainingsmittel sein.
Wichtig ist und bleibt, sich der Wirkung der eigenen Kommunikation bewusst zu werden und dies zu verinnerlichen. Nur dann kann man diese Haltung auch im Gespräch (wo keine KI unterstützt) überzeugend leben.
Wichtig dabei: ich kann nur mein eigenes Verhalten verändern. Dies ist meine Verantwortung, die ich wahrnehmen kann. Ob sich das Verhalten des anderen Elternteils ändert, liegt in dessen Verantwortung. Und Fehlverhalten des anderen Elternteil ist keine Rechtfertigung, selbst Fehlverhalten zu zeigen.
In dem Sinne hoffe ich, hilfreiche Anregungen für den Einsatz von KI bei der Kommunikation hochstrittiger Eltern gegeben zu haben. Denn Hochstrittigkeit ist lösbar – mit den richtigen Mitteln.
Hast Du auch noch hilfreiche Praxistipps? Dann gerne per Mail an info@hochstrittig.org.
