Die Herausforderung bei der Aufklärung von Gewaltvorwürfen und die Risiken für den Kinderschutz

Liebe Leser von hochstrittig.org,

 

unterschiedliche Darstellungen des Sachverhaltes gehören zum Leidwesen aller Beteiligten zum "Wesen" hochstrittiger Fälle. Teils handelt es sich um unterschiedliche Wahrnehmungen, teils um bewusste Falschdarstellungen, um einen eigenen Vorteil zu erzielen.

 

Nicht erst seit dem in Deutschland erschienenen hochstrittigen Hammerwerk ist zu erkennen, dass zunehmend der an sich wichtige Gewaltschutzbegriff instrumentalisiert wird. Das OLG Celle (Beschluss vom 14.07.2021, 10 UF 245/20) sprach in einem bemerkenswerten Fall von einem völlig kontur- wie uferlosen "Gewalt"-Begriff. Letztlich sollte alles "Gewalt" sein, was die Mutter dafür hielt, selbst wenn der Vater, wie in diesem Fall, sein eigenes Fahrzeug verkaufte und nicht ihr überließ. Wie dies tatsächliche Opfer von physischer oder sexualisierter oder schwerer psychischer Gewalt beurteilen würden?

 

Es sind beileibe keine Einzelfälle. Auch international wird versucht, die "perfekte Waffe" zu schaffen. Bereits der Gewaltvorwurf soll für Umgangsausschluß etc. ausreichend sein. Wir würden ein Wettrennen erleben, wer als Erstes den (falsche und taktischen) Gewaltvorwurf erhebt, um im Nachtrennungskrieg den wirksamsten Schlag zu landen, denn bis zur Aufklärung solcher Vorwürfe vergehen oftmals Monate bis Jahre.

 

Passend zu solchen Lobby-Bestrebungen werden dann auch die entsprechenden Studien mitgeliefert. Die Legal-abuse-scale ist eigentlich eine gute Idee. Im Detail betrachtet soll sie aber nur dazu dienen, Behauptungen von Müttern noch über die Einschätzung von Richtern zu stellen und ein einseitiges Täter-Opfer-Schema zu zementieren. Wie schwierig es ist, solche nachweisbaren Fehlinformationen wieder aus der Welt zu schaffen, zeigt ein Artikel von Dr. Jennifer Harman, den wir aus dem englischen übersetzt haben.

 

Auch in Deutschland erleben wir immer wieder solche Fälle, die viele als "hochstrittig" bezeichnen würden. Einen Fall, der von gewissen Gruppen auch mit medialem Druck auf Familiengericht und Jugendamt gepusht wurde, ist der Fall der Maria B. und ihres Sohnes Finn (Namen sind Pseudonyme). Wir haben uns die Behauptungen in unserem ersten Faktencheck näher angesehen. 10 Behauptungen, 10-mal falsch. Alle Behauptungen wurden unter dem Label "Kinderschutz" von der selbst ernannten Expertin Sonja Howard aufgestellt. Lesen Sie selbst im Faktencheck, welche Widersprüche sich hier aufzeigen - vom nachweisbar falschen Gewaltvorwurf bis hin zur völligen Unkenntnis rechtlicher Mittel wie Inobhutnahme oder sorgerechtlichen Maßnahmen.

 

Fakten wurden in Howards Darstellung durch dramatische Emotionen ersetzt, die keinen Widerspruch oder keine Rückfrage dulden sollten. Das Bild des Opfers - kennen Sie dies auch aus selbst beobachteten Fällen? Der Begriff der Täter-Opfer-Umkehr wird in solchen Fällen häufig verwendet. Bezeichnenderweise von denjenigen, welche sich als Opfer generieren, in Wahrheit aber die Täter oder Täterinnen sind.

 

Fachkräfte befinden sich hier in einem nur schwer auflösbaren Dilemma: Auf der einen Seite die möglicherweise stattgefundene Gewalt, auf der anderen Seite die Gefahr, durch falsche Vorwürfe instrumentalisiert zu werden und so dem Kind Schaden durch Entfremdung und ein irreales Bild von einem Elternteil zuzufügen - beides Formen psychischer Gewalt.

 

In solchen Fällen hilft nur, sich nicht an den Emotionen, sondern an den Fakten zu orientieren, Behauptungen bei Widersprüchen zu hinterfragen und aus den Ergebnissen entsprechende Schlussfolgerungen abzuleiten.Und zwar schnell, denn sonst schafft alleine die Zeit Fakten zulasten des Kindes.

 

Wer sich am Wohlergehen seiner Kinder orientiert, muss nicht lügen, sondern bleibt bei der Wahrheit. Und Kinderschutz hängt nicht vom Geschlecht, sondern vom Verhalten und den Handlungen von Elternteilen ab.

 

Hier liegt es an allen beteiligten Fachkräften, aufmerksam zu bleiben und sich nicht vom ersten Eindruck blenden zu lassen. Hier können wir von Kriminalisten noch viel für die Aufklärung hochstrittiger Fälle lernen.

In dem Sinne viel Spaß beim Lesen wünscht

 

Markus Witt

Zertifizierter Mediator

Gründer hochstrittig.org

Haben Sie auch Fälle erlebt, in denen Elternteile durch Unterstützung von Gruppen und mit falschen Darstellungen in den Medien versucht haben, Druck auf Jugendamt oder Familiengericht auszuüben? Dann melden Sie sich gerne bei uns (keine Einzelfallberatung möglich).

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